Taubblind - Eine taktile-strukturelle UX nur mit Text
Taubblinde Menschen haben ähnliche Erfahrungen im Internet wie Menschen, die nur blind sind. Beide Gruppen nutzen Sprachausgabe. Der Unterschied ist, dass ein blinder Benutzer die Sprachausgabe hört und ein taubblinder Benutzer sie auf einem Braille-Gerät spürt.
Alle Techniken zur Barrierefreiheit im Internet für blinde Benutzer gelten auch für taubblinde Benutzer, außer wenn es um Audio geht (z. B. Audiobeschreibungen für Videos). Taubblinde Benutzer können den Ton nämlich nicht hören. Weil die Techniken für gehörlose Menschen visuell sind, zum Beispiel Untertitel für Videos, lassen sie sich nicht gut auf taubblinde Menschen anwenden. Taubblinde Nutzer brauchen alle Inhalte als Text, den Maschinen lesen können.
Ein Braille-Gerät hat kleine Stifte, die nach oben ragen und Braille-Zeichen bilden. Der Benutzer liest die Textzeile, indem er mit dem Finger über die Stifte fährt. Wenn die Zeile zu Ende ist, kann der Nutzer eine Taste drücken, um die nächste Zeile zu lesen. Er kann auch andere Tasten auf der Tastatur drücken, um sich auf einer Seite zu bewegen. Dabei benutzt er die gleichen Techniken wie blinde Nutzer von Bildschirmleseprogrammen.
Alles muss in einem Textformat vorliegen
Eine Webseite muss für taubblinde Menschen in Textform verfügbar sein. Alles muss in Textform vorliegen. Es gibt keine Ausnahmen, aber einige Unterschiede:
-
Der Text für Bilder wird als Text gezählt.
-
Beschriftungen zählen als Text, solange sie nicht ausgeblendet sind.
-
ARIA-Live-Ansagen zählen als Text, egal, ob sie auf dem Bildschirm zu sehen sind oder nicht.
-
Manchmal ist es okay, Text, der nicht angezeigt wird, für Screenreader-Nutzer hinzuzufügen. Aber man sollte das nur als letztes Mittel machen.
-
Für taubblinde Menschen sind Untertitel in Videos nicht hilfreich, weil sich die Untertitel zu schnell ändern. Außerdem kann man nicht einfach auf die Untertitel zugreifen, auch wenn sie in Textform vorliegen. Ein Transkript ist die einzige Möglichkeit, damit taubblinde Menschen Videos und Multimedia-Inhalte verstehen können.
Multimedia für taubblinde Nutzer
Es gibt keine Multimedia-Angebote für taubblinde Menschen. Sie können das Video nicht sehen und den Ton nicht hören. Sie können aus Multimedia-Inhalten eine textbasierte Version machen. Dafür wird ein Transkript erstellt.
Das Transkript sollte leicht zu finden sein und als solches erkennbar sein. Es gibt verschiedene Wege, ein Transkript auf einer Webseite zu veröffentlichen:
-
In einem Video auf einer Website.
-
Ist das Transkript zu lang, können Sie eine Höhe für den Container festlegen und ihn auf overflow:auto oder Ähnliches festlegen. Dann können sehende Benutzer bei Bedarf durch das Transkript scrollen. Blinde oder taubblinde Menschen können nicht scrollen. Sie werden nicht einmal wissen, dass man nach unten scrollen kann.
-
Sie können am Anfang des Transkripts einen Link einfügen, mit dem Benutzer von Screenreadern das Transkript überspringen können. Sie können den Link immer sichtbar machen oder nur, wenn er angeklickt wird. Sie möchten den Link nicht für sehende Benutzer unsichtbar machen, da diese sonst verwirrt würden. Für Screenreader-Benutzer ist die Verwendung eines versteckten Links eigentlich in Ordnung. Sie müssen aber alle Anwendungsfälle berücksichtigen.
-
-
In einem Dialog, den du mit der “Schaltfläche Transkript anzeigen” öffnen kannst.
-
Auf einer extra Seite, wenn du auf “Link zum Transkript” klickst.
Es gibt keine Möglichkeit in HTML, ein Transkript mit einem Video zu verknüpfen. Sie können zwar Untertitel mit einem Video verknüpfen, aber das funktioniert bei Transkripten nicht. Sie könnten “aria-describedby” auf das “video”-Element verwenden, um auf das Transkript zu verweisen. Wenn das Transkript lang ist, würde die Sprachausgabe es aber komplett vorlesen, wenn der Fokus auf dem “video”-Element liegt. Screenreader lesen den Text, der mit aria-describedby versehen ist. Die Benutzer können aber nicht anhalten und neu starten oder durch den Text navigieren. Es kommt alles wie eine große Textwüste daher. Wenn der Benutzer die Sprachausgabe anhält, kann er den Rest des Textes nur noch von vorne anhören.
Das Problem, dass man das Transkript nicht automatisch mit dem Video verbinden kann, lässt sich lösen, indem man das Transkript direkt nach dem Video einfügt.
Das ideale Design für taubblinde Benutzer
Die gute Nachricht ist, dass Ihr Webdesign für taubblinde Benutzer zugänglich gemacht werden kann, ohne dass Sie eine separate Version entwerfen müssen. Die größte Herausforderung bei Taubblindheit sind Multimedia-Inhalte.
Denken Sie zuerst an “Text”: Multimedia-Inhalte sind für dieses Publikum nutzlos. Für taubblinde Menschen sind Multimedia-Inhalte nutzlos. Deshalb sollten Sie von Anfang an textbasierte Versionen aller Multimedia-Inhalte erstellen.
Für taubblinde Benutzer ist ein einfaches Design am besten.
Teile des Designs und des Inhalts sollten mit den richtigen Begriffen gekennzeichnet werden. So lassen sie sich leichter finden.
Die Nutzung eines aktualisierbaren Braillegeräts ist langsamer als das Betrachten und Anhören mit den Augen bzw. einem Screenreader. Lassen Sie die Benutzer selbst bestimmen, wie schnell sie die Inhalte erhalten möchten.
Gängige Formulierungen sind: Viele taubblinde Benutzer suchen auf der Seite nach bestimmten Wörtern oder Sätzen. Deshalb sollten Sie Formulierungen verwenden, die erwartet werden. Benutzer finden zum Beispiel Seiten mit den Überschriften “Kontakt” oder “Über uns”. Wenn Sie “Kontakt aufnehmen” oder “Wer wir sind” schreiben, finden die Benutzer nicht, was sie suchen. Diese Phrasen sind zwar erlaubt, aber nicht hilfreich.
Techniken für Screenreader: Benutzen Sie alle anderen Techniken, damit auch gehörlosblinde Menschen die Seite gut nutzen können.